banner

Sonntag, 10. Juni 2012

Tag 90: Von Zam nach Dobra - 22Km (1252Km)

Freitag, 08.06.2012

Die ersten Sonnenstrahlen erreichen mich sehr früh am Morgen und binnen weniger Minuten wird es warm im Zelt.
Ich wache auf, lange bevor der Wecker klingelt.

Das Zelt ist schnell abgebaut und da es heute sehr heiß werden wird, bin ich sehr froh dass ich etwas früher als geplant los gehen werde.

Aber Fehlanzeige, denn daraus wird nichts.
Die nette Dame, die Inhaberin der Pension beobachtet mich beim Zelt Abbau, und lädt mich noch auf einen Kaffe ein. Über 1h unterhalten wir uns. Sie macht noch ein paar Fotos von mir und gegen 8Uhr komme ich aus Zam wieder weg und breche auf.

Die Zeit vergeht heut schnell. Ich passiere sehr viele kleine Dörfer wo ich immer wieder Menschen anspreche um meine leeren Wasserflaschen wieder füllen zu lassen.
Einer von ihnen ist von meinen Wanderstöcken sehr angetan. Er versteht es damit umzugehen und zeigt mir Tricks welche an die Schwertkünste der Shaolin Mönche erinnern. Leider muss ich ihm sein neu gewonnenes Spielzeug wieder wegnehmen um meinen Weg fortzusetzen.

In Dobra anbekommen frage ich mich wieder nach einer Übernachtungsmöglichkeit durch. In einem sind sich alle die ich frage einig: In Dobra gibt es nichts...

So ziehe ich immer weiter vor bis in's Zentrum der Stadt.
Ich komme zu einer Kirche welche, was ungewöhnlich ist, geöffnet ist.
Die meisten Kirchen entlang meines Weges waren bisher immer verschlossen.

Wie ich die Kirche betrete staune ich nicht schlecht. Es handelt sich um eine Orthodoxe Kirche und ich bin von der Schönheit und den atemberaubenden Wandmalerein überwältigt.
Da ich niemanden sehe, rufe ich mehrmals laut "Hallo".
Nichts rührt sich.
Ich verweile noch ein wenig im inneren der Kirche bis ich meine suche nach einer Unterkunft fortsetze.

Unweit der Kirche ist ein Wohnhaus. Hier werden meine Rufe erhört.
Ein netter älterer Herr tritt näher, und bevor ich irgend etwas sagen kann, bittet er mich herein.
Ich bekomme Wasser und etwas zu essen. Da ich den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen habe, bin ich sehr sehr dankbar für diese Mahlzeit.
Ich erfahre dass es sich um den Pfarrer handelt und er bietet mir an, dass ich im Nebengebäude der Kirche schlafen kann.
Betten gibt es dort keine. Es handelt sich einfach nur um einen großen Raum wo oft Vorträge und Presentationen stattfinden.
Das macht aber nichts, dafür habe ich ja meine Isomatte und den Schlafsack.

Wir gehen also gemeinsam rüber zu dem besagten Gebäude, und ich stelle, froh einen Schlafplatz gefunden zu haben, meinen Rucksack ab.
Anschließend mache ich mich auf, die Stadt zu erkunden.

Ich kann es kaum glauben als ich vor einem Wohnhaus ein WiFi Netzwerk finde. Einen Umstand welchen ich sofort nutze um meine Freundin über Skype anzurufen.

Innerhalb weniger Minuten bildet sich eine Traube von ca. 8 Kindern um mich herum. In einer kleinen Stadt von dieser größe fallen Fremde sofort auf. Vor allem wenn sie sich nicht von der Stelle bewegen, ein Telefon vor ihr Gesicht halten und über 20min. scheinbar mit sich selber reden.

Ein Jugendlicher kommt auf dem Fahrrad hinzu und spricht mich an.
Es ist Alecs, 19 Jahre. Er lädt mich ein, ihm zu seinem Elternhaus zu folgen um ein Glas Wasser zu trinken.
Er spricht sehr gut englisch und ist froh jemanden gefunden zu haben um sein mündliches englisch zu verbessern.
Bisher schreibt er nur englische Nachrichten mit Freunden auf Facebook hin und her.

Gemeinsam gehen wir also zu seinem Haus. Dort angekommen, spüre ich eine große positive Energie. Allein schon der Garten ist sehr liebevoll gestaltet.
Seine Mutter kommt gerade aus dem Haus und bringt einen Krug voll frisches Wasser.

Auch sein Vater kommt hinzu und wir machen es uns alle im Garten gemütlich. Wir essen selbstgepflückte Kirschen und führen gute Gespräche.
Die Zeit vergeht und das Abendbrot steht an. Alle 3 laden mich herzlich ein zum Essen zu bleiben.
Ich nehme die Einladung gerne an und staune nicht schlecht als sich herausstellt, dass alle 3 Vegetarier sind.
Auf meinen Einwand, dass es sicher schwer ist, sich in diesem Land vegetarisch zu ernähren, führen sie mich durch ihren Garten. Sie bauen alles selber an. Kartoffeln, Möhren, Erbsen, Gurken, Tomaten, Bohnen, Zwiebeln, Salat, Kirschen, Erdbeeren. Eben wirklich alles.

Nach dem Essen gehen wir alle in das Wohnhimmer um zu beten. Alecs spielt auf dem Keyboard während alle 3 singen. Ich bin gerührt und zu tiefst beeindruckt das sie ihre Religion noch so schätzen und auch leben.

Die Mutter sagt zu mir das es kein Zufall ist dass ich gerade jetzt hier bin. Und das ich die Reise mache um etwas zu lernen.
Wie auch schon davor bin ich sehr dankbar das ich diese Reise machen darf und das ich auf diese Weise lerne.

Und die Zeit verfliegt. Sie fragen mich wo ich denn schlafe, und ich schildere ihnen meinen Schlafplatz. Da der 2. Sohn der Familie aus dem Haus ist und nur selten nach Hause kommt, bieten sie mir an, in seinem Zimmer zu schlafen.

Und so kam es, dass ich für diese Nacht nicht nur eine nette Familie gefunden und ein reichliches Abendessen bekommen habe, sondern auch ein warmes bequemes Bett in das ich mich nun zur Ruhe lege.

Noapte bună!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen